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Die Historie des TSV Worpswede

Die Gründung des Vereins

am 31. August des Jahres 1897 veranstalteten die Turner des Bremer Turngaues auf dem Weyerberg ein Bergturnfest. Zu jener Zeit bestand der Turngau aus 57 Vereinen. Die einzelnen Vereinsgruppen waren über Lilienthal und Ritterhude nach Worpswede marschiert. Hier wurden unter anderem Wettkämpfe im Ringen und Schleuderball ausgetragen. Der Worpsweder Bürgermeister D. Reiners und der Sanitätsrat Dr. Wulff hatten zu diesem Anlass die Turner begrüßt und gleichzeitig erklärt, dass man nun im Künstlerdorf auch die Absicht verfolge, einen Turnverein zu gründen. Bereits am 05. September 1897 wurden im damaligen Welzelschen Gasthaus (heute „Ristorante da Angelo“ und „Music Hall“) erste Beratungen durchgeführt. Die Gründungsversammlung des Worpsweder Turnvereins fand am
18. September 1897 statt.

„Der Wunsch, der auf dem ersten Bergfest, das der Bremer Turngau im August hier abgehalten hat, ausgesprochen wurde, nämlich bei dem nächstjährigen Bergfeste hierselbst einen Worpsweder Turnverein begrüssen zu können, ist auf fruchtbaren Boden gefallen. Auf Anregung des Herrn Dr. Wullff hierselbst traten eine Anzahl jüngerer und älterer Männer zu einem Turnverein zusammen. Als Vorsitzender wurde Herr Hauptlehrer Riggers, als 1. Turnwart Herr Lehrer Blumenberg und als Kasirer und Schriftführer Herr Monsees gewählt. Bereits am Sonnabend fand der erste Turnabend statt, an dem sich 15 active Mitglieder betheiligten. Desgleichen haben sich bereits 9 Turnfreunde, bestehend aus älteren Herrn, gefunden, welche finanziell den Verein unterstützen wollen. Als Vereinslokal wurde Jos. Welzels Saal gewählt.“

Es war demnach eine kleine Gruppe von Turnern, die die Entwicklung des heute stattlichen Worpsweder Turn- und Sportvereins einleitete, denn nach 100 Jahren Vereins-geschichte ist der TSV-Worpswede auf über 1000 Mitglieder angewachsen. Die am 18. September 1897 auf der Generalversammlung beschlossenen „Statuten des Turnvereins Worpswede“ vermitteln uns heute ein aufschlussreiches Bild über die damaligen Vorstellungen zur „Pflege und Förderung“ des Turnens und entsprechende Vereinsarbeit vor 100 Jahren.

 

Aus den Statuten des Turnvereins zu Worpswede:

Kriegszeit

bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges beschließt die Versammlung am 25. August 1914, „vorläufig eine Summe von 50 MR der freiwilligen Kriegshilfe Worpswede zu überreichen. Ferner erhalten die Mitglieder , die im Felde stehen, vom Verein ein Liebesgaben-Paket“. Im November 1914 heißt es dann,… „dass auch in dieser Kriegszeit fleißig weitergeturnt werden soll“ – oder im Januar 1915 legt der 1. Turnwart den Mitgliedern besonders ans Herz, „sich auch in dieser Kriegszeit fleißig zum Turnen zu halten.“
Aus der Zeit des Ersten Weltkrieges gibt es nur wenige Niederschriften. Am 12 Februar 1916 ehrte der damalige Besitzer der Kunstaustellung Herr Franz Vogeler, den Turnbruder Heinrich Dreyer und den Schriftführer Johann Böschen durch Erheben von den Sitzen“.
Schwierigkeiten ergeben sich nun mit den ausstehenden Beiträgen: „Bei Weigerung der Mitglieder sollen dieselben gestrichen werden. Die Mitgliederliste wurde nachgesehen und die Mitglieder, die sich im Felde befinden und nicht wieder nach hier zurückkehren, wurden gestrichen… Allen eingezogenen Mitgliedern, soll eine Feldpostsendung zugehen“.
Die letzte Eintragung aus der Zeit des Ersten Weltkrieges beschreibt den Verlust von schriftlichen Aufzeichnungen: „Da durch den Tod des Schriftführers fast sämtliche Papiere des Vereins verlorengegangen sind und ein Statut sich nicht mehr bei den Akten befindet, wurde beschlossen, Umschau zu halten, ob nicht eins zu finden sei. Andernfalls muss ein neues Statut erarbeitet werden.- Jedes Mitglied und Zöglinge des Turn-Vereins bezahlen 10 Pf. in die Kasse. Hierfür werden Liederbücher angeschafft. Dieselben bleiben Eigentum des Vereins und sind vom Vorsitzenden zu jeder Versammlung mitzubringen.“
Nach dem Ersten Weltkrieg fand am 1. Februar 1919 eine Generalversammlung statt. Zu dem Vorstand gehörten unter anderem W. Dommreis, Fritz Uffelmann und Jonny Kück. Es wurde beschlossen, dass am 8. Februar „des Abends pünktlich um 8 Uhr der Turnunterricht“ beginnt. Außerdem informiert das Protokoll: „Beitrag für aktive und passive Turner beträgt jährlich 4,00 MR, Beitrag für Zöglinge unter 17 Jahren 1,80 MR, Eintritt für Neuaufnahme 1,00 MR, Saalmiete jährlich 25 MR.“ Im August 1919 werden dann „für den heimkehrenden Gefangenen…50 Mark gestiftet“.

Damenriege

Zu dem Vereinsturnfest werden im Juli 1926 mehrere Nachbarvereine eingeladen. Die Schauturner zeigen ihre Übungen auf dem Platz und im Saal. Ebenso wird Schlagball gespielt. Dabei soll jedes aktive Mitglied beim Turnfest am Wettkampf teilnehmen. Auf diesem Turnfest reifte der Entschluss zur „Gründung einer Damenabteilung“: „Am 16. September gründete der Verein eine Damenabteilung.
Die Leitung derselben übernahm Frl. Kruse aus Worpswede. Der Besuch ist sehr befriedigend, sind es doch 20 Damen und mehr, die regelmäßig an den Turn- und Übungsabenden teilnehmen“, heißt es zum Vereinsjahr 1926.
Über die Gründungsversammlung der Damen-Abteilung am 16. September 1926 gibt es ein gesondertes Protokoll. An dem Abend waren der Vorstand, die Turnwartin und 25 Damen anwesend. Folgende Damen übernahmen Vorstandsaufgaben: Turnwartin Frl. Kruse, Schriftführererin Clara Neztel, Kassiererin Marion Koenemann, Gerätehüterin Frl. Ramene. Der Vereinsbeitrag wurde für Turnerinnen über 17 Jahre auf M -,50 und Turnerinnen unter 17 Jahre auf M -,25 pro Monat festgesetzt.
Das Protokoll vom 12. Oktober 1926 registriert kurz: „Dem Vaterländischen Frauen-Verein soll auf Wunsch , zu ihrem Winterfest am 28. November, eine Riege zur Verfügung gestellt werden“. Für den Ball im Januar 1927 soll die Damenabteilung ein paar Frei- oder Stabübungen machen. Generell setzt der Vorstand das Programm fest: „Musikstück; Begrüßungsansprache; Freiübungen; 2. Riege Reck; 1. Riege Pferd; 2. Riege Barren; Stabübungen; 1. Riege Reck; 2. und 3. Pferd; 1. Riege Barren; Plastische Gruppen und Pyramiden“.
 

Funktionen

In der Zeit von 1930 bis 1932 leitete Georg Reiners, der das Amt des 1. Vorsitzenden seit 1921 ausübte, weiterhin den Turnverein Worpswede. Sein Sohn Albert Reiners verfasste als Schriftführer sorgfältig die Vereinsprotokolle. Gleichwohl spielten die Herren in jenen Jahren noch eine vorrangige Rolle, aber einzelne Damen übernahmen bereits besondere Aufgaben im Vorstand (Marion Koenemann, Christine Ranke, Grete Schmidt u.a.).
Ebenso wurden nun die Eintrittskarten für das Stiftungsfest (7.12.1930) für Damen und Herren nicht mehr unterschieden: „Der Eintrittspreis beträgt für Damen und Herren 1,50 M. Auswärtige Turner bezahlen 1,– mit Ausnahme vom Turn-Verein Wörpedorf die erhalten keine Ermäßigung. Der Tanzschein wird von Hermann Schröder besorgt, er soll bis 4 Uhr gelöst werden. Für die Dekoration des Saales bezahlt der Vereinswirt die Hälfte“.
Für den Sommerball am 29. August 1931 betragen die Eintrittspreise für Damen und Herren 1 M- „5 bis 6 Musiker sollen zum Tanz spielen“. Für das genannte Fest erscheinen in der Wümme-Zeitung zwei und in der Worpsweder-Zeitung eine Anzeige. „Bei Hugo Dommreis sollen 150 Stück Eintrittskarten bestellt werden“.


Optimismus

Am 22. März 1946 versammelten sich einige ältere Mitglieder des Turn-Vereins Worpswede bei Karl Bürckel und beschlossen, „den Verein wieder ins Leben zu rufen. Die Wiederzulassung der alten Vereine war vom Sportoffizier durch die Tagespresse bekannt gegeben worden“.
Ein Vereinsvorstand wurde zunächst bestimmt: Karl Bürckel, Herbert Jaeckel, Johann Grimm. Außerdem setzte man neue Statuten auf. Der Wiederaufnahme des Turnbetriebs lag nichts mehr im Wege, denn „die Satzung des neu gegründeten Turn- und Sportbundes für den Kreis Osterholz wurde angenommen. Dieser hat nun die Leitung der Turn-und Sportvereine des Kreises Osterholz“ (Protokoll vom Schriftführer H. Jaeckel, im April 1946).
Als am 24. April 1946 die erste „Versammlung des Turn-Vereins Worpswede e.V. 1897“ nach dem zweiten Weltkrieg stattfand, kamen etwa 60 Personen zusammen. Karl Bürckel leitete die Versammlung und erläuterte die „einsetzenden Schwierigkeiten nach der Aufnahme des Turnbetriebes“. Der Saal des Vereinswirtes Schröder war an allen Wochentage vorerst besetzt so dass die Turnübungen an den Geräten nicht durchgeführt werden konnten. Allerdings stand der Sportplatz auf dem Weyerberg zu Verfügung, und im Protokoll heißt es, “ somit wird man dort Gymnastik, Leichtathletik und turnerische Spiel durchführen“.


Geräteverzeichnis, Stand vom 1. November 1946:

1 Spannreck; 1 Barren mit eis. Untergestell; 1 Barren (hölz. Untergestell); 2 Pferde (abgeledert, ohne Pauschen); 1 grosse Matte; 3 kleine Matten; 24 Keulen; 23 Stäbe; 4 Gummibälle (klein); 1 Gummiball (gross); 1 Schleuderball; 1 Faustball; 1 Kugel (7 1/2 Kilo); 1Kugel (4 kg); 2 Hanteln; 1 Faustballschnur mit Stäben; 1 Korbball (vollständig); 2 Stangen.
Am 1. Dezember 1946 zählte der Verein 95 Mitglieder.


Hallenneubau

Große Hoffnung setzt man auf die Turnhalle, die im Herbst fertiggestellt sein wird. Am 22.02.1965 spricht Heinz Petersen von einem erfreulichen Beginn des Turnens der neuen Altersturnriege. Eine neue Frauen-Abteilung, geleitet von Gertrud Franke, zählt 40-45 Frauen, „so dass sich der Gymnastiksaal als viel zu klein erweist“. An diesem Tag wird eine Lösung gefunden, die noch heute gilt: die Mittwochsgruppen der Frauen und Männer benutzen die Halle und den Gymnastikraum wechselweise!
Eine Beitragserhöhung wird diskutiert, weil „wir zu den noch ganz wenigen Vereinen (gehören), die noch einen solch niedrigen Beitrag erheben“. Die neue Halle hat „erfreulich großen Zuspruch“ und damit steigende Mitgliedzahlen zur Folge, aber man benötigt dringend zusätzliche Übungsleiter/innen. „Es wird auch der Vorschlag gemacht, ob es evtl. zweckmäßig ist, durch Kurse am Ort mit einer Lehrkraft aus Bremen, sofern eine solche zu bekommen ist, zusätzliche Übungsleiter aus den eigenen Reihen auszubilden“. Karl Bürckel schlägt im Zusammenhang mit Veränderungen im Verein – Aufgrund der neuen Halle – vor, eine aktualisierte Vereinssatzung zu schaffen, die sich an der neuen Mustersatzung orientieren sollte.


Textverfasser:

Helmut Strümpler
Dr. Helmut Stelljes